Freeming

Deine Geschichte

Deine Sorgen. Deine Fragen.

Schreib Deine Gedanken so, wie es für Dich stimmig ist. Manche erzählen ganz kurz, andere schreiben sich die Seele vom Leib – alles darf Platz haben. Du kannst hier per Du schreiben, so wie es sich oft natürlicher anfühlt. Wenn Du Dich wohler fühlst, darfst Du aber natürlich auch per Sie schreiben.

Eine große Bitte:
👉 Bitte tausche alle Namen aus, die Du verwendest.
👉 Wenn Orte vorkommen, verändere diese bitte ebenfalls.

So können wir Deine Geschichte bei WinTime 1:1 übernehmen.

Geschichten ...

... die das Leben schreibt


Sarah (63) | Grauer Alltag im Eheleben (2)

Sehr geehrter Herr Lindinger,

ich bin 63 Jahre alt und seit vielen Jahren verheiratet. Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich in meiner Ehe oft wie in einem kleinen Käfig. Nichts Dramatisches, keine großen Streitereien – aber auch keine Leichtigkeit mehr. Alles ist geregelt, geordnet, vorhersehbar. Wir sprechen über das Nötigste: den Einkauf, die Termine, die Enkel. Doch mein Herz sehnt sich nach mehr.

Manchmal sitze ich am Abend auf dem Sofa neben meinem Mann und frage mich: Ist das nun mein Leben? Noch viele Jahre nebeneinander her, ohne echtes Gespräch, ohne ein Lachen, das von innen kommt? Ich vermisse Nähe. Ich vermisse Berührung. Ich vermisse dieses Gefühl, gesehen zu werden.

Ich habe nicht die Kraft für einen Neuanfang und eigentlich wünsche ich mir das auch nicht. Ich will meinen Mann nicht verlassen. Aber ich frage mich: Wie kann man wieder Licht in den grauen Alltag bringen, ohne gleich alles in Frage zu stellen?

Mit freundlichen Grüßen
Sarah (63)

---

Sehr geehrte Frau Sarah,

ich danke Ihnen sehr für Ihre offenen Worte. Es gehört viel Mut dazu, das eigene Gefühl von Enge und Routine in einer langjährigen Ehe so ehrlich auszusprechen. Schon allein dadurch, dass Sie Ihre Gedanken zu Papier gebracht haben, haben Sie einen wichtigen Schritt gemacht – Sie haben Ihrer Sehnsucht Raum gegeben.

Ich lese in Ihren Zeilen: Sie wollen nicht alles in Frage stellen, Sie wollen nicht davonlaufen. Sondern Sie wünschen sich wieder Wärme, Nähe, ein Aufblühen inmitten des Gewohnten. Das ist eine ganz leise, aber sehr klare Kraft.

Vielleicht darf ich Ihnen ein paar Gedanken mitgeben:

  • Manchmal beginnen Veränderungen mit kleinen Gesten. Ein Blick, ein unerwartetes "Danke", eine Berührung im Vorübergehen. Solche Momente können wie kleine Kerzen sein, die das Dunkel erhellen, ohne dass gleich ein großes Feuer entfacht werden muss.

  • Vielleicht kochen Sie Ihrem Mann einmal wieder ganz bewusst sein Lieblingsessen oder überraschen ihn mit einem kleinen, liebevollen Brief.

  • Genauso wichtig: Schauen Sie auf Ihr eigenes Leben außerhalb der Ehe. Treffen Sie sich mit Freundinnen, gönnen Sie sich neue Erlebnisse oder Hobbys. Manchmal ist gerade das in Vergessenheit geraten.

So, wie Sie es beschreiben, ist Ihre Ehe grundsätzlich nicht schlecht. Wenn Ihr Mann spürt, dass Sie beginnen, Ihr eigenes Leben lebendiger zu gestalten, kann das auch für ihn ein Zeichen sein, wieder neue Lebenskraft zu entdecken. Aus dieser Lebendigkeit heraus kann dann auch Ihre Partnerschaft wieder frischer werden.

Und doch möchte ich Ihnen Mut machen: Machen Sie Ihr Lebensglück nicht allein davon abhängig, wie Ihr Mann sich verhält. Überlegen Sie, was Ihnen selbst Freude schenkt – unabhängig davon, ob er es teilt oder nicht. Genau daraus kann ein neuer, freier Atem entstehen.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald Lindinger

---

Sehr geehrter Herr Lindinger,

hier schreibt Ihnen nochmals Sarah, 63 Jahre. Es sind jetzt etwa drei Wochen vergangen, und ich wollte Ihnen kurz berichten: Es hat sich tatsächlich etwas verändert — aber ganz sachte, fast wie ein Frühling, der erst ganz leise anklopft.

Was ich gemacht hab: Ich hab einmal sein Lieblingsessen gekocht — ohne großes Tamtam, einfach so, weil ich es wollte. Und ich hab ihm einen kleinen Zettel auf den Tisch gelegt, auf dem stand: "Wollen wir am Samstag zusammen spazieren?"
Er hat gelacht, und zum ersten Mal seit langer Zeit hat er meine Hand im Vorbeigehen genommen. Wir sind dann an dem Samstag wirklich gegangen — nur eine halbe Stunde, aber wir haben beide länger geschwiegen als sonst; es war kein schlechtes Schweigen. Danach haben wir uns Fotos angesehen, von früher, und wir haben zusammen über eine dumme Erinnerung gelacht.

Ich hab mich auch wieder mit zwei Freundinnen getroffen — das hatte ich ewig nicht gemacht. Das hat mir gutgetan, so dass ich nicht mehr nur von der Ehe lebe, sondern wieder ein bisschen von mir selber.

Was sich bei ihm verändert hat: Er wirkt etwas aufmerksamer. Nicht viel, aber öfter mal ein kurzes "Danke" oder ein "Das war schön heute." Er hat mir kein Versprechen gemacht, nichts Dramatisches — nur kleine Zeichen. Für mich reicht das gerade.

Gleichzeitig bin ich vorsichtig. Die Routine kann schnell wiederkommen. Aber ich spüre jetzt Hoffnung: nicht die große, alles verändernde Hoffnung, sondern die leise, die sagt: Wenn wir beide ein bisschen mehr Mut zu kleinen Gesten haben, kann sich etwas wärmeres daraus entwickeln.

Danke, dass es diesen Raum gibt, wo man das sagen darf. Es hilft mir, die Schritte zu benennen.

Herzliche Grüße
Sarah (63)

---

Sehr geehrte Frau Sarah,

herzlichen Dank, dass Sie so offen berichten. Das, was Sie beschreiben, ist wunderbar echt: ganz kleine Gesten und gemeinsame Momente können eine Wärme zurückbringen, die lange gefehlt hat.

Bleiben Sie bei den kleinen Schritten: die Spaziergänge, das gemeinsame Anschauen der Fotos, Ihre Treffen mit Freundinnen — all das stärkt Sie und die Beziehung, ohne Druck. Feiern Sie die guten Augenblicke bewusst (schreiben Sie sie sich kurz auf, wenn Ihnen das hilft) — das verankert die Hoffnung im Alltag.

Seien Sie geduldig mit sich und mit ihm. Es müssen keine großen Versprechen folgen; diese leisen Zeichen reichen oft, damit etwas Neues wachsen kann. Und wenn Sie möchten, schreiben Sie gern wieder und erzählen, wie es weitergeht — ich freue mich sehr darauf.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald Lindinger

Franz (66) | Einsamkeit in der Pension (1)

Lieber Gerald,

ich bin der Franz, 66 jahre alt, seit zwei jahren in Pension. Am Anfang hab ich gedacht: super, endlich frei, keine Arbeit mehr, kein Stress. Aber jetzt merk ich, dass die Tage lang werden. Zu lang.

Früher waren da Kollegen, ein bissl Schmäh in der Pause, ein Ziel vor Augen. Jetzt steh ich in der Früh auf und frag mich: ja, was mach ich heut überhaupt? Oft bleib ich dann vorm Fernseher picken, obwohl ich das gar nicht so mag.

Das Schlimmste ist die Ruhe. Wenn sich tagelang niemand meldet. Ich hätt nie gedacht, dass man sich so allein fühlen kann, obwohl man eigentlich alles hat: Wohnung, Pension, Gesundheit. Aber da fehlt was. Ein Sinn vielleicht. Ein Grund, in der Früh aufzustehen.

Herzliche Grüße
Franz

---

Lieber Franz,

danke, dass Du so ehrlich über Deine Situation schreibst. Viele Menschen spüren nach dem Ende des Berufslebens genau das, was Du beschreibst: Die Freiheit, auf die man sich gefreut hat, kippt manchmal in eine große Leere. Da ist plötzlich viel Zeit – aber es fehlt der Rhythmus, die Gemeinschaft, das Gefühl gebraucht zu werden.

Ich möchte Dir sagen: Es ist keine Schwäche, dass Du Dich so fühlst. Im Gegenteil – es zeigt, wie wichtig Dir Begegnung und Sinn sind.

Vielleicht magst Du kleine Schritte probieren, um wieder mehr Farbe in Deinen Alltag zu bringen:

  • Such Dir bewusst einen Fixpunkt in der Woche – sei es ein Stammtisch, ein Chor, eine Gruppe, die gemeinsam spazieren geht. Das gibt Struktur und Vorfreude.

  • Überleg Dir, was Dir früher Freude gemacht hat, und nimm ein Stück davon wieder auf. Vielleicht ein Hobby, das liegengeblieben ist.

  • Manchmal reicht es schon, wenn man sich selbst einen Auftrag gibt: jemanden besuchen, ein neues Rezept probieren, ein kleines Projekt starten.

Und das Wichtigste: Warte nicht darauf, dass andere anklopfen. Du darfst selber die Initiative ergreifen – und wirst erstaunt sein, wie viele Menschen sich über ein Lebenszeichen von Dir freuen.

Du bist nicht allein, Franz. Dein Leben hat nach wie vor viel Wert – auch wenn es gerade still geworden ist. Schritt für Schritt kannst Du diese Stille wieder mit Leben füllen.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald

Claudia (57) | Mein Sohn entfernt sich von mir (1)

Sehr geehrter Herr Lindinger,

mein Name ist Claudia, ich bin 57 jahre alt. Ich habe einen Sohn, 25, der seit ein paar Jahren in einer anderen Stadt wohnt. Früher hatten wir ein richtig enges Verhältniss – er hat mir fast alles erzählt, wir haben viel gelacht, konnten über Gott und die Welt reden. Seit er ausgezogen ist, ist es, als wär da eine unsichtbare Mauer zwischen uns.

Wenn wir telefoniern, bekomm ich meistens nur kurze Antworten: "passt schon", "eh alles ok". Manchmal frag ich mich, ob ich irgendwas falsch gemacht hab, oder ob das einfach so is, wenn Kinder erwachsen werden. Es tut halt weh, diese Distanz zu spüren, und ich vermiss das Gefühl, gebraucht zu sein.

Gleichzeitig will ich ihn nicht einengen oder dauernd nerven. Ich hab Angst, dass er sich dann noch mehr zurückzieht. Aber dieses Schweigen zwischen uns macht mich echt traurig.

Herzliche Grüße aus dem Burgenland 😉
Claudia (57)

---

Sehr geehrte Frau Claudia,

danke, dass Sie Ihre Gedanken so offen mit mir teilen. Ich spüre in Ihren Zeilen die Liebe zu Ihrem Sohn – und gleichzeitig den Schmerz, dass der Kontakt nicht mehr so ist wie früher. Es ist verständlich, dass diese Distanz weh tut. Viele Eltern kennen diesen Moment, wenn Kinder erwachsen werden und ihre eigenen Wege gehen.

Sie schreiben, dass Sie Angst haben, ihn zu sehr einzuengen oder zu nerven. Allein diese Sorge zeigt, wie behutsam und respektvoll Sie mit ihm umgehen. Und genau darin liegt schon eine große Stärke.

Vielleicht darf ich Ihnen ein paar Gedanken mitgeben:

  • Manchmal hilft es, nicht immer das große Gespräch zu suchen, sondern kleine, liebevolle Zeichen zu setzen – eine kurze Nachricht, ein Foto, ein Satz wie: "Ich denk an Dich." Ohne Erwartung, nur als Zeichen von Nähe.

  • Genauso wichtig: Sorgen Sie gut für sich selbst. Treffen Sie Freundinnen, machen Sie Dinge, die Ihnen Freude bereiten. Wenn Ihr Sohn spürt, dass Sie lebendig sind und Ihr eigenes Leben führen, nimmt das auch Druck von ihm.

  • Und: Geduld. Oft dauert es eine Weile, bis erwachsene Kinder wieder von selbst mehr Nähe suchen. Ihre Tür und Ihr Herz sind offen – das ist das Wichtigste.

Ich möchte Sie ermutigen, Ihr Glück nicht nur an der Reaktion Ihres Sohnes festzumachen. Sie haben so viel eigene Kraft und Wärme, die auch in anderen Beziehungen und Erlebnissen Platz finden darf. Und manchmal passiert es dann ganz nebenbei, dass sich auch die Distanz zu den Kindern wieder verringert.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald Lindinger

Susi (68) | Finanzielle Sorgen (1)

Hallo Gerald,

ich bin die Susi, 68 jahre, und ganz ehrlich – mir macht die ganze Rechnerei Angst. Strom wird teurer, Miete steigt, im Supermarkt zahlst fast doppelt so viel wie noch vor ein paar Jahren. Ich rechne und rechne, aber am Ende vom Monat bleibt nix übrig.

Manchmal wach ich in der Nacht auf, Herzklopfen, und denk: was, wenn das so weitergeht? Wenn ich das nicht mehr schaffe? Ich hab ja gearbeitet mein Leben lang, und trotzdem reicht's nicht, dass ich ruhig schlafen könnt.

Ich red selten drüber, weil – alle ham ja ihre Sorgen. Aber in mir drin stapelt sich das. So wie ein Kasten, der bald übergeht.

Liebe Grüße
Susi

---

Liebe Susi,

danke, dass Du das so offen aussprichst. Es braucht viel Mut, die eigenen Ängste beim Namen zu nennen – vor allem, wenn es um Geld geht. Viele Menschen kennen genau diese Sorgen, aber kaum jemand traut sich, sie so ehrlich zu teilen.

Ich kann gut verstehen, dass Dich das nachts nicht schlafen lässt. Dieses Gefühl, nicht mehr sicher zu sein, nagt. Aber weißt Du: Schon allein, dass Du es hier aufgeschrieben hast, ist ein Schritt raus aus diesem inneren Kasten, der fast übergeht.

Vielleicht helfen Dir kleine Schritte, wieder etwas Boden unter den Füßen zu spüren:

  • Nimm Dir bewusst vor, nicht alles allein tragen zu müssen. Es gibt Beratungsstellen, die wirklich helfen können – auch ganz praktisch beim Durchrechnen.

  • Überleg, ob es Dinge gibt, die Dich entlasten könnten, sei es durch Unterstützung von Familie, Nachbarn oder Freundinnen.

  • Und genauso wichtig: Gönn Dir trotzdem kleine Inseln, die nichts kosten. Ein Spaziergang, ein Lied, ein Gespräch. Sie sind kein Ersatz für Geld, aber sie geben Kraft, die Du im Alltag dringend brauchst.

Dein Wert als Mensch hängt nicht an Deinem Kontostand. Du hast Dein Leben lang gearbeitet, getragen, gemacht – und das zählt. Auch wenn das Geld knapp ist, Dein Leben ist reich an Erfahrungen, Liebe, Begegnungen.

Du bist nicht allein, Susi. Und ich möchte Dich ermutigen: Hol Dir Unterstützung und vergiss nicht, dass auch in schweren Zeiten kleine Lichtblicke Platz haben dürfen.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald Lindinger

Martina (58) | Ich pflege meinen Vater (1) 

Lieber Gerald,

ich bin die Martina, 58 Jahre. Mein Vater ist vor einem Jahr immer gebrechlicher geworden, jetzt braucht er fast täglich Hilfe. Ich fahr zu ihm, ich regel Arzttermine, ich telefonier mit Pflegediensten — und nebenbei soll ich noch arbeiten, einkaufen, den Hund versorgen.

Manchmal fühl ich mich, als würd ich in mehrere Teile zerrissen: ein Teil für die Arbeit, ein Teil für meinen Mann, ein Teil für den Vater. Am Ende vom Tag bin ich nur noch müde und leicht reizbar. Ich hab auch Momente, wo ich denke: Ich kann das nicht mehr. Aber ihn abgeben? Das bricht mir das Herz.

Ich red kaum mit Leuten drüber, aus Scham, weil ich es ja "eigentlich" schaffen müsste. Und dann fühl ich mich noch schlechter. Ich weiß nicht, wie lang ich das noch durchhalte.

Herzliche Grüße
Martina (58)

---

Liebe Martina,

vielen Dank, dass Du so offen schreibst. Ich spüre Deine Erschöpfung — dieses Zerreißen zwischen Pflicht, Liebe und den eigenen Grenzen. Es ist absolut menschlich, dass Dich das an die Kraftgrenze bringt.

Ein paar Gedanken, die Dir vielleicht ein kleines Stück Luft verschaffen können:

  • Du darfst Hilfe annehmen. Ja, das ist oft schwer — aber Hilfe bedeutet nicht "Versagen", sie bedeutet, dass Du Deine Kräfte schützt, damit Du überhaupt für Deinen Vater da bleiben kannst.

  • Schau nach konkreten Entlastungen: Stundenweise Betreuung, Nachbarschaftshilfe, Kurzzeitpflege zur Überbrückung. Manchmal reicht schon ein fester halber Tag pro Woche, an dem Du für Dich bist.

  • Sprich offen (mit jemandem). Ein Gespräch mit einer Freundin oder einer Beratungsstelle kann entlasten — Worte machen die Last leichter.

  • Setze kleine, klare Grenzen: Ein paar Stunden am Abend nur für Dich, oder ein Wochenende im Monat, das Du verteidigst. Grenzen sind kein Egoismus, sie sind nötig, damit Du nicht ausbrennst.

  • Erlaube Dir Gefühle — Wut, Traurigkeit, Erschöpfung. Du musst nicht immer tapfer sein.

Und ganz praktisch: Schreib Dir auf, welche Aufgaben wirklich nur Du übernehmen kannst — und welche delegierbar sind. Manchmal hilft Klarheit, um den nächsten kleinen Schritt zu sehen.

Du tust viel aus Liebe. Aber liebevoll sein heißt manchmal auch, auf sich selbst achtzugeben. Wenn Du das schaffst, dann kannst Du länger und besser für Deinen Vater da sein — ohne Dich dabei selbst aufzuzehren.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald

Josef (64) | Verlassen und einsam (3)

Lieber Gerald,

ich bin der Josef, 64 Jahre alt. Vor einem Jahr hat meine Frau die Koffer gepackt und gesagt, sie braucht jetzt noch einmal "etwas für sich". Nach 36 Jahren Ehe war das wie ein Schlag. Ich hab's nicht kommen sehen, oder vielleicht hab ich's einfach nicht wahrhaben wollen.

Manchmal sitzt ich am Abend und fühl mich wie ein Fremder in meinem eigenen Haus. Die Zimmer sind gleich, aber alles hat so wenig Sinn. Freunde sagen "Das wird schon", aber am Wochenende wird mir richtig schwer ums Herz. Ich finds blöd zu fusseln, aber oft wein i heimlich — weil's weh tut, und weil ich nicht genau weiß, wie's weitergeht.

Ich will nicht dramatisch klingen, aber manchmal hab ich Angst, dass ich jetzt nix mehr auf die Reihe krieg. Gleichzeitig denk ich: vielleicht ist das auch eine Chance, neu anzufangen? Aber wie macht man das mit 64?

Herzliche Grüße
Josef (64)

---

Lieber Josef,

danke, dass Du so offen schreibst. Ich spüre Deinen Schmerz — und auch die verwirrende Mischung aus Verlust und leiser Hoffnung, die Du beschreibst. Eine Trennung nach so vielen gemeinsamen Jahren ist ein echtes Erdbeben im Leben.

Ein paar Gedanken, die Dir vielleicht ein bisschen Halt geben können:

  • Erlaube Dir zu trauern. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen, dass Dir diese Beziehung viel bedeutet hat. Trauer braucht Raum — und Zeit.

  • Kleine Alltagsrituale helfen: ein fester Spaziergang am Morgen, ein Kaffee zu einer bestimmten Zeit, ein Telefonat mit einer vertrauten Person. Struktur gibt Sicherheit.

  • Versuch, Dir bewusst Dinge zu erlauben, die Dir guttun — auch wenn sie klein sind: ein Lied, das Du magst, ein altes Hobby, ein Treffen mit einem Freund. Diese Inseln stärken.

  • Überlege, ob professionelle Unterstützung jetzt hilfreich sein könnte — ein Gespräch bei einer Beratungsstelle oder mit einer Therapeutin kann sehr entlasten und neue Perspektiven öffnen.

  • Und: Du musst nicht alles sofort neu erfinden. Schritt für Schritt. Kleine Schritte summieren sich. Vielleicht ist da wirklich eine Chance zum Neubeginn — aber sie muss nicht gleich morgen groß aussehen.

Du bist nicht allein in dem Gefühl. Viele Menschen stehen vor so einem Schnitt und finden langsam wieder Boden unter den Füßen. Hab Geduld mit Dir. Sei freundlich zu Dir. Und wenn Du magst: Schreib nochmal, wie es Dir geht.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald

---

Lieber Gerald,

ich bin's wieder, der Josef. Sind jetzt ungefähr drei Wochen vergangen, seit ich Dir das letzte Mal geschrieben hab. Wollt Dir kurz sagen: Es hat sich was getan — aber natürlich nicht alles auf einmal.

Zuerst hab ich viel rumgedacht und am Anfang auch nicht viel besser geschlafen. Dann hab i mir gesagt: probier einfach mal was Kleines. Ich geh jetzt zweimal die Woche mit einem Kerl von gegenüber spazieren (er heißt Franz, netter Kerl), und am Mittwoch bin ich in der Holzwerkstatt im Gemeindehaus — ja wirklich, Holz sägen und schleifen, hätt i nie gedacht, dass mich das so beruhigt. Ein Kollege hat mir geholfen, ein kleines Regal zu bauen, und ich war richtig stolz drauf.

Die Abende sind noch schwer. Manche Wochenenden sitzen die Erinnerungen fest wie Kleber. Aber insgesamt merk ich, dass die Tage wieder anders werdn. Ich treff mich auch wieder mit dem alten Schulfreund, wir trinken Kaffee und reden über dummes Zeug — das tut gut.

Was noch schwierig ist: manchmal hab i Angst, dass das alles wieder verpufft, dass ich wieder in die alte Traurigkeit rutscht. Aber hey — ein Schritt nach dem anderen. Wollt Dir einfach Danke sagen, weil Dein letzter Brief mir geholfen hat, grad ein bissl den Mut zu fassen.

Herzliche Grüße
Josef (64)

---

Lieber Josef,

danke für Deine Zeilen — sie freuen mich sehr. Was Du schreibst, ist genau das, was ich mir gewünscht habe zu hören: kleine Schritte, echte Begegnungen, Dinge, die Dir Freude und Sinn geben. Das Holzregal — das ist kein kleines Ding. Das ist ein echter Sieg im Alltag.

Dass die Abende noch schwer sind, ist völlig normal. Veränderung ist kein gerader Weg, sondern ein Kurvenlauf mit guten und weniger guten Tagen. Wichtig ist, dass Du jetzt wieder Dinge hast, die Dich erwarten: Spaziergänge, Werkstatt, Kaffee mit einem Freund. Diese Anker geben Dir Struktur und Halt.

Ein paar kleine Gedanken, die Dir vielleicht helfen, das weiterzutragen:

  • Feier die kleinen Siege bewusst — schreib sie auf, oder sag sie laut (auch wenn's nur "Heute hab ich das Regal fertiggestellt" ist). Das stärkt.

  • Mach Dir einen kleinen Wochenplan mit 1–2 festen Terminen, die nur Dir gehören. So bleibt der Tritt in den Alltag bestehen.

  • Wenn die dunklen Abende kommen: probier eine kleine Ritualbox — ein Tee, ein Lied, ein Fotoalbum durchblättern, 10 Minuten Schreiben. Rituale beruhigen das Herz.

  • Und: Hab Geduld mit Dir. Du darfst Rückschritte haben. Du darfst traurig sein. Das macht Dich nicht schwach, sondern menschlich.

Wenn Du magst, schreib weiter — erzähl, wie's mit der Werkstatt läuft oder was für ein Regal Du gebaut hast. Ich freue mich auf jede Nachricht von Dir.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald

---

Lieber Gerald,

wollt Dir kurz Danke sagen. Deine Zeilen haben mir echt guttut und mir geholfen, weiterzumachen. Ich geh in die Werkstatt, treff Franz — und es tut gut zu wissen, dass man hier einfach sagen kann, wie's einem geht.

Herzliche Grüße
Josef (64)

---

Lieber Josef,

Danke für Deine Zeilen — das freut mich sehr. Mach genau so weiter: Werkstatt, Franz und die kleinen Schritte — sie zählen. Schreib gern wieder, wann immer Dir danach ist.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald

Anja (55) | Rückenschmerzen (2)

Lieber Gerald,

ich bin die Anja, 55 Jahre. Seit einem halben Jahr hab ich ständig Rückenschmerzen. Manchmal ist's nur ein Ziehen, manchmal tut's so weh, dass ich kaum aufstehen mag. Die Ärztin sagt, nichts Größeres, aber so richtig besser wird's auch nicht.

Ich merk, wie mich das verändert: Ich trau mich nicht mehr länger spazieren gehen, ich verzichte auf das Tanzen mit meiner Freundin, ich bin schnell gereizt. Schlaf ist schlecht, und dann ist am nächsten Tag alles noch schwerer. Manchmal denk ich: "Kann das jetzt mein Leben bleiben?" Und ich fühl mich ein bissl schäbig, weil's ja "nur" Rücken ist — andere haben größere Sorgen.

Herzliche Grüße
Anja (55)

---

Liebe Anja,

danke, dass Du so ehrlich geschrieben hast. Rückenschmerz ist kein "kleines Thema" — er saugt Kraft und verändert den ganzen Tag. Das tut mir sehr leid, und ich glaube Dir das, was Du fühlst. Kurz und klar vorweg: Freeming ist vor allem ein Ort für Gedanken und Gefühle. Hier darfst Du erzählen, wie es Dir innerlich geht.

Aber hier sind drei liebevolle, praktische Impulse, die Du sofort probieren kannst. Impulse, die gratis sind, aber nicht umsonst ;-)

  1. Kleine Bewegungs-Inseln: 5–10 Minuten sanfte Mobilisation morgens (ruhiges Gehen, langsame Drehungen, kurze Dehnungen) — nicht als Leistung, sondern als kleine Berührung mit dem Körper.

  2. Schmerz-Notizen: Schreib ein paar Tage auf, wann es schlimmer ist, was Du vorher gemacht hast und wie Du geschlafen hast — das hilft Dir, Muster zu sehen und gibt später auch klare Infos, wenn Du medizinische Hilfe suchst.

  3. Seelen-Inseln: Such Dir täglich eine kleine, verlässliche Auszeit (Tee, kurzer Anruf bei einer Freundin, ein Lied). Diese kleinen Pausen sind Kraftstoff — nicht Luxus.

Wir möchten klar sagen: Für medizinische Fragen und akute körperliche Probleme sind Ärzt*innen und Fachstellen die bessere Adresse. Wir wünschen Dir von Herzen alles Gute und schnelle Linderung. Wenn Du aber noch Gedanken, Sorgen oder Gefühle dazu hast — oder etwas anderes, das Dich beschäftigt — dann darfst Du das hier sehr gern parken.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald Lindinger ❤️

---

Lieber Gerald,

ich bin die Anja, 55. Jetzt wo's mir gesundheitlich eh schon nicht so prickelnd geht, tut mir das mit meiner besten Freundin besonders weh. Früher haben wir uns fast täglich gschrieben, Kaffees getrunken, gelacht. In letzter Zeit meldet sie sich kaum mehr — nur noch selten ein kurzes "alles ok". Wenn ich anruf, ist sie oft beschäftigt.

Ich frag mich dauernd: Hab ich was falsch gemacht? Oder hat sie einfach keine Zeit mehr? Manchmal denk ich, vielleicht bin ich ihr zu langweilig geworden, oder sie hat neue Freundinnen. Das macht mich traurig und auch ein bissl wütend. Ich vermiss die Nähe und das offene Reden.

Herzliche Grüße
Anja (55)

---

Liebe Anja,

danke, dass Du das so ehrlich schreibst. Solche Veränderungen tun weh — vor allem, wenn eine Freundschaft, die lange verlässlich war, plötzlich leiser wird.

Kurz und direkt ein paar Gedanken:

  • Du bist nicht verantwortlich für das Verhalten der anderen. Deine Gefühle sind echt und berechtigt.

  • Manchmal hilft ein offenes, kurzes Wort: Sag ihr, wie Du es empfindest ("Mir fehlt unser Kontakt gerade. Geht's Dir gut?"). Ohne Vorwurf, einfach ehrlich. Das kann Türen öffnen — oder Klarheit bringen.

  • Gleichzeitig: Schau, was Dir guttut, auch unabhängig von ihr. Kleine Treffen mit anderen, ein Kurs, ein Telefonat mit einer Verwandten — das füllt die Lücken nicht vollständig, aber es lindert die Einsamkeit.

  • Wenn sie sich wirklich entfernt hat, darfst Du trauern. Und Du darfst Dir so langsam neue Verbindungen suchen, die Dich stärken.

Du darfst wütend und traurig sein — beides ist menschlich. Wenn Du magst, kannst Du mir schreiben, wie sie reagiert hat, oder wir überlegen gemeinsam an einem kurzen, ehrlichen Text, den Du ihr schicken könntest.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald

Michael (58) | Angst vor der Zukunft (1)

Sehr geehrter Herr Lindinger,

ich heiße Michael, 58 Jahre. In letzter Zeit schläft ich schlecht, weil mich die Nachrichten nicht loslassen. Krieg hier, Unwetter dort, die Politik wirkt zerstritten, die Stimmen werden schärfer — und ich frag mich oft: Was bleibt für die nächste Generation? Meine Kinder sind Anfang dreißig, ich mache mir Sorgen um ihre Zukunft, um Arbeit, Klima, sozialen Zusammenhalt.

Manchmal fühl ich mich machtlos, fast schon betäubt. Ich möchte nicht nur konsumieren und mich ängstigen, aber oft weiß ich auch nicht, was ich tun soll. Ist es naiv, trotzdem Hoffnung zu haben? Oder bin ich einfach zu sensibel für diese Zeit?

Mit etwas mulmigem Gefühl,
Michael (58)

---

Sehr geehrter Herr Michael,

danke für Ihre offenen Zeilen — das, was Sie schreiben, kennen viele: diese Mischung aus Sorge, Hilflosigkeit und dem Wunsch, trotzdem nicht zu resignieren. Weltschmerz ist kein Schwächezeichen, sondern ein Zeichen von Mitgefühl und Verantwortungsgefühl.

Ein paar kurze, konkrete Gedanken, die Ihnen vielleicht helfen können:

  1. Informationsdiät statt Dauerkonsum. Legen Sie feste Zeiten fest, zu denen Sie Nachrichten schauen (z. B. 30 Min. am Abend). So bleiben Sie informiert, ohne dauerhaft gehetzt zu sein.

  2. Kleine, wirksame Schritte. Große Probleme lassen sich nicht an einem Tag lösen — aber kleine, wiederholbare Handlungen (z. B. weniger Konsum, bewusst regional einkaufen, Energie sparen, politische Petitionen unterstützen) geben das Gefühl, etwas zu tun.

  3. Lokales Engagement. Oft wirkt das, was wir direkt sehen, am stärksten. Ehrenamt, Nachbarschaftsprojekte oder eine lokale Initiative geben Sinn und spürbare Wirkung.

  4. Austausch mit Gleichgesinnten. Ein Gesprächskreis, Stammtisch oder eine Diskussionsgruppe kann helfen, die Sorgen zu teilen und konkrete Ideen auszutauschen — das nimmt allein schon Druck raus.

  5. Pflege der eigenen Resilienz. Körperliche Bewegung, kleine Rituale (Spaziergänge in der Natur, ein tägliches Dankbarkeitsmoment), bewusste Pausen — all das hält die Kraft langfristig.

  6. Widerstand gegen Hilflosigkeit. Fragen Sie sich: Was liegt in meinem Einflussbereich? Was kann ich delegieren? Wo kann ich lernen loszulassen? Fokus auf dem, was Sie verändern können, reduziert Ohnmacht.

Wenn die Sorge zu stark wird — wenn Schlaf, Alltag oder Stimmung stark leiden — ist es kein Fehler, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Auch das ist ein handfester Schritt, kein Zeichen von Versagen.

Sie dürfen hoffen, und Sie dürfen auch wütend oder traurig sein. Beides kann Antrieb werden. Wenn Sie möchten, erzählen Sie gern mehr: Wovor haben Sie am meisten Angst — konkret — oder was würde Ihnen im Moment am meisten helfen? Hier dürfen Sie Ihre Gedanken parken.

Mit herzlichen Grüßen
Gerald Lindinger

🌱 Einladung von Herzen


Du darfst hier Deine Geschichte erzählen.
Anonym, ehrlich, in Deinem Tempo.

Diese Seite soll Mut machen.
Zum Schreiben. Zum Lesen. Zum Menschsein.

Vielleicht magst Du heute den ersten Schritt machen.
Wir danken Dir – jetzt schon.

Johanna & Jonathan Falk (KI-Coach)
Gerald Lindinger (Mensch mit einem echten Herz)