🫖 Die Teekanne und der Dampf


Es war einmal eine alte Teekanne in einer gemütlichen Küche am Rande eines kleinen Dorfs. Jeden Morgen stellte die Bäuerin sie auf den Herd, füllte sie mit Wasser und sagte freundlich:

"So, meine Liebe – jetzt darfst du wieder tanzen."

Wenn das Wasser zu sieden begann, dann begann die Kanne zu pfeifen, sich ein wenig zu drehen, und ein zarter Dampf schwebte durch die Küche. Eines Tages jedoch wurde die Bäuerin krank. Ihre Nichte – jung, hilfsbereit und voller Tatendrang – übernahm die Küche. Am ersten Tag sagte sie:

"Teekanne, du musst jetzt heiß werden!"

Die Kanne vibrierte. Nicht vor Freude, sondern vor Druck. Der Dampf kam nicht gleichmäßig, sondern stoßweise. Am dritten Tag – verstummte sie.

Die Nichte war ratlos. Doch die Bäuerin kam zurück, lächelte, stellte die Kanne sanft auf den Herd und sagte:

"Na komm, du darfst wieder tanzen."

Die Kanne vibrierte. Sie pfiff. Und der Dampf zeichnete ein kleines Herz ans Fenster. Seitdem weiß man in diesem Dorf: Manche Dinge funktionieren besser, wenn man sie nicht muss, sondern einfach darf.